Dass der Kaffee nicht jeden Tag gleich schmeckte, dass der Gedanke, etwas könnte aus sein, mich unruhig machte. Zum Beispiel Lücken im Brotregal. Dass ich am liebsten überall gleichzeitig wäre, mit derselben Intensität, denn sonst nützte es ja nichts. So drehte ich mich im Sitzen um mich selbst, weil kein anderer da war, sich mit mir zu drehen.
Ein Brautpaar lief am offenen Fenster vorbei. Die Frau im weißen Kleid, wie sie ihren Strauß in der einen Hand hielt, die andere Hand frei, wieso halten sie sich nicht an den Händen, falls ein Wind kommt und sie davon weht. Vielleicht hatte er schwitzige Hände, weil er sie so schön fand, in ihrem Kleid. Vielleicht waren sie spät dran und hatten noch nicht gefrühstückt. Jeder für sich gingen sie nebeneinander die Straße entlang, vorbei an Menschen mit Markttüten, zu Fuß und auf Fahrrädern, vorbei an Kindern mit blauen Luftballons des örtlichen Optikers.
Sie waren längst um die Ecke gebogen, als ein zweites Paar durch meinen Fensterrahmen lief. Er im Anzug, sie im Punktekleid, geradeaus. Mit festen Schritten, die trotzdem leicht aussahen und zuließen, dass er seine Hand auf ihren unteren Rücken legte, sie von der Seite ankuckte und sie zurückkuckte, über etwas lachte, was er sagte, vielleicht, „noch können wir es uns anders überlegen“.
Ein bisschen kamen mir die Brautpaare vor wie Zootiere, vielleicht Giraffen, die so durch die Stadt stolzierten als wäre das ganz selbstverständlich, als heirate in jedem Moment irgendjemand irgendwen, der für irgendjemanden etwas Besonderes war und umgekehrt: irgendwen fand irgendjemand immer besonders. Ich bestellte eine Apfelschorle, damit ich nicht den Kaffeevergleich anstellen müsste und wunderte mich fast gar nicht mehr, als ich eine Frau sah, die mit einem Kescher in der Hand am Fenster gegenüber stand.
Es war Samstag und so: die einen hatten sie auf eine Art, die anderen auf andere, wiederum andere lauerten mit Hilfsgeräten an Straßenecken, allzeit bereit, sie einzufangen. Die Liebe in den Zeiten der Gegenwart.
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