everyday is like sunday

Donnerstag, 2. Mai 2013

Sein lassen

Vor der Ruine eines Frühstückstischs saß ich neulich, schaute der Butter beim Weichwerden zu und verfolgte die unsichtbaren Linien, die sich durch Straßen zogen, während ich Kuchen transportierte, für Menschen, die ich mag. Auf Tellern mit Alufolie drüber, in Kuchentüten mit Pappböden, in Stoffbeuteln und Tupperdosen, auf dem Gepäckträger, auf dem Beifahrersitz, Kühltaschen waren nicht dabei, weil ich lauwarmen, durchgezogenen Kuchen lieber mag und davon ausgehe, dass andere das auch tun. Angetroffen habe ich die anderen nicht immer, was dazu führte, dass ich Tupperdosen und Kuchenpakete vor Türen und auf Treppenabsätzen abstellte, mit kurzen Notizen und der vagen Hoffnung, dass sich nicht die Nachbarskatze darüber her macht, ehe der Freund nach Haus kommt. Nicht nur echten Kuchen trug ich durch die Gegend, auch Stoffkuchen, und gestrickte Kuchen und imaginäre Kuchen, die ich in meinen Händen hielt, Schaufelhänden. 
Kuchen aufheben ist das Dümmste, was man machen kann. Der ungegessene Kuchen setzt erst Trockenränder an, und verschimmelt dann im eigenen Kühlschrank oder auf befreundeten Treppenabsätzen. Er lacht einen aus, und dann steht man da. 
Dabei hätte er doch am Sonntagnachmittag so gut geschmeckt. 
Ich köpfte ein Ei und traute mich nicht den Tisch abzuräumen; die Familie könnte nach Haus kommen, hungrig.

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